Lebensumfeld und Lebensstil

Eine förderliche Umgebung für unsere Praxis erschaffen

Unser Alltagsgeist ist geformt aus einem ganzen Komplex geistiger Einstellungen, Ideen und Behauptungen.

Die Impulse aus der Umgebung aktivieren bestimmte Aspekte dieses Alltagsgeistes und stärken so die jeweiligen Denk- und Verhaltensweisen. Das Lebensumfeld und unser Lebensstil verstärken also bestimmte Tendenzen in uns, und können uns so in der geistigen Entwicklung unterstützen, ihr entgegenstehen oder sie gar unmöglich machen.

Ein Beispiel: Leben wir in einer Umgebung, in der es als positiv angesehen wird, gestresst zu sein, wird es sehr schwer für uns sein, aus dem Muster des Gehetztseins auszusteigen.

Auch wenn wir grundlegend davon ausgehen, dass für das Erleben von dukkha (Leiden, Stress) unser Geist und nicht die äußeren Umstände verantwortlich sind, muss uns sehr deutlich sein, dass wir durch unsere Umgebung beeinflussbar sind.

Das gilt umso mehr für uns, da wir Anfänger in der Praxis sind. Das bedeutet ganz konkret, dass wir uns aktiv und ehrlich mit unserem Lebensumfeld und mit unserem Lebensstil auseinandersetzen müssen, wenn wir im geistigen Entwicklungsprozess vorankommen wollen.

1. Das Lebensumfeld

Alles, mit dem wir in Kontakt kommen, kann uns in der geistigen Entwicklung entweder hindern oder ihr förderlich sein.

Klassischerweise wird in diesem Zusammenhang von 4 Arten der Nahrung gesprochen:

  • Essbare Nahrung
  • Sinneseindrücke (Filme, Bücher, Gespräche, etc.)
  • Willenskraft (unsere tiefsten Motivationen und Wünsche, nach denen wir unser Leben ausrichten) und
  • kollektives Bewusstsein (also die kollektive Energie der Umgebung, in der man sich aufhält).

Eindrücke aus allen vier Bereichen können uns entweder körperlich und geistig schaden, oder dazu betragen, uns in eine positive Richtung zu bewegen.

Dieser Punkt möchte uns einladen, Verantwortung für unseren Geist zu übernehmen und zu lernen, ihn zu schützen und mit förderlichen Dingen zu nähren. Schaue dazu ehrlich und fürsorglich auf dein Leben und frage dich: „Wie sieht dein Umfeld aus? Wo arbeitest du? Mit welchen Freunden umgibst du dich? Über was redet ihr, und welche Bücher, Filme etc. konsumierst du?“

Damit soll nicht gesagt werden, dass wir in ein Kloster gehen müssen, um praktizieren zu können. Aber wir sollten uns nicht unnötig in Umgebungen aufhalten oder mit Dingen beschäftigen, von denen wir wissen, dass sie unserer Ausrichtung entgegenstehen.

Oftmals haben wir mehr Möglichkeiten, als wir denken, um unser Leben einfacher und harmonischer zu leben.

Lies als Inspiration dazu die 5 Achtsamkeitsübungen. Auch berichten sehr viele Praktizierende, wie unterstützend sie es erleben, regelmäßig mit Gleichgesinnten in einer Sangha zu praktizieren.

2. Der Lebensstil

Eine besondere Bedeutung kommt unserem Lebensstil zu. Zunächst sollte er uns rein zeitlich genügend Freiraum für spirituelle Praxis lassen. Denn das, was wir bei allen weltlichen Fertigkeiten verstehen und akzeptieren, gilt auch für Achtsamkeitspraxis und Meditation: Wenn wir die Praxis erlernen und uns darin entwickeln wollen, müssen wir über einen langen Zeitraum regelmäßig Zeit und Energie einsetzen.

Das bedeutet, dass wir der Praxis die Priorität in unserem Leben einräumen müssen.

In unserer Tradition legen wir besonderen Wert auf eine beständige, regelmäßige Praxis, die gleichzeitig entspannt, freudvoll und spielerisch ist. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dieser leichte, positiv erlebte und trotzdem beharrliche Ansatz besonders hilfreich ist, neue Bahnen in unserem Gehirn zu bilden und Bewusstheit einen stabilen Bestandteil unseres Lebens werden zu lassen.

Für unseren Lebensstil bedeutet das, dass er uns die nötige Zeit und Energie lassen sollte, um uns auf eine regelmäßige Praxis einzulassen. Hier sollten wir uns nicht mit unrealistischen Ansprüchen überfordern, sondern es ist wichtig, Praxiselemente und einen Umfang zu finden, der uns in diesem Moment angemessen ist, so dass wir sie regelmäßig durchführen können, auch und vor allem in Zeiten großer Belastung.

Auch an dieser Stelle sind wir wieder eingeladen, ehrlich in unser Leben zu schauen. Frage dich: „Welchen Platz möchtest du der Praxis in deinem Leben einräumen? Welchen Platz räumst du ihr tatsächlich ein? Was sind deine Möglichkeiten? Wo könntest und möchtest du etwas verändern?“

Es ist wichtig, ehrlich mit sich selbst zu sein und so zu vermeiden, enttäuscht zu sein. Auch ist hier viel Raum für Kreativität, um Möglichkeiten zu sehen, die wir nutzen können: die Fahrt mit dem Zug, der Fußweg in die Arbeit, 2-Minuten-Pausen, etc.

Mehr Anregungen dazu finden sich im Text „Praxis im Alltag“. Es kann sehr inspirierend sein, sich mit Gleichgesinnten in einer Gesprächsrunde über das Thema „Wie bringen wir die Praxis in unseren Alltag“ auszutauschen.

Eine weitere wichtige Grundvoraussetzung für die Praxis ist ein ausgeglichener Zustand.

Dies bezieht sich zuerst einmal auf die energetische Ausgeglichenheit. Das bedeutet, dass wir weder zu aufgeregt, noch zu müde, sondern eben energetisch ausbalanciert sein sollten. Es ist offensichtlich, dass dies in großem Maße von unserem Lebensstil abhängig ist. Achte deshalb besonders darauf, dass dir dein Lebensstil einen geregelten Schlafrhythmus erlaubt, und dass du am Ende deines Tages weder zu aufgekratzt, noch zu müde bist, um meditieren zu können. Entscheidend ist dabei, wie du dein Leben lebst, aber du kannst dich gut unterstützen, indem du dich während des Tages immer wieder um energetische Ausgeglichenheit bemühst. Achte auch auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung und sorge für körperliche Fitness und Gesundheit (Yoga, Qi Gong, Jogging, Energy Medicine…).

Ebenso wichtig ist die emotionale Ausgeglichenheit. Ganz einfach gesagt sollten wir dafür sorgen, geistig nicht besetzt zu sein. Auch dies ist ein Punkt, der in unser tägliches Leben gehört. Es geht darum, harmonische Sozialbeziehungen zu pflegen bzw. diese zu klären, sich ein förderliches Lebensumfeld zu schaffen. Neben der oben genannten heilsamen Nahrung geht es im Zusammenhang der emotionalen Ausgeglichenheit darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem wir uns sicher fühlen können, ohne ständig mit Problemen und Unsicherheiten wie Geldsorgen etc. konfrontiert zu sein.

Auch hier müssen wir erkennen: Es kann möglich sein, dass es im Moment nötig ist, sich zuerst darum zu kümmern, ehe wir vermehrt Energie in die Praxis der Meditation und Bewusstheit fließen lassen können.

3. Verantwortung für die „innere Landschaft“ übernehmen

Unsere innere Landschaft wird geprägt durch unsere grundsätzliche Einstellung dem Leben gegenüber, von unseren Gedanken, Kommentaren und Glaubensbekenntnissen. Diese innere Landschaft „ist nicht so“, sondern wir halten sie durch ständiges unbewusstes Wiederholen destruktiver Gedanken lebendig.

Es ist unsere Aufgabe, still zu werden und hinzuschauen. Hinzuschauen, ohne zu bewerten oder zu verurteilen, sondern um ganz sachlich und ehrlich festzustellen: „Ich denke so.“

Dies ist eine ganz persönliche Aufgabe, und wir führen sie aus der Einsicht heraus durch, dass wir Verantwortung für unseren Geist übernehmen wollen und müssen. Denn ein Feststellen dessen, was auf unserem Geist ist, stellt die Grundlage dar, uns fürsorglich um ihn zu kümmern und in eine heilsame Richtung zu lenken.

Es sollte uns sehr deutlich sein, dass wir nicht „nach Hause kommen“ können, solange Gedanken der Ablehnung, der Minderwertigkeit, des Stolzes etc. auf unserem Geist sind. Denn in dem Moment, in dem wir uns aufs Kissen setzen und still werden, sind alle diese Gedanken da – wie auch nicht: es sind meine Gedanken, und ich habe sie den ganzen Tag über lebendig gehalten und kultiviert.

Dies führt zu einer stillen, persönlichen Kontemplation: „Wie sieht meine innere Landschaft aus? Was denke ich den ganzen Tag?“

Um dann noch genauer hin zu spüren: „Muss ich wirklich so denken? Warum tue ich das eigentlich? Stimmt das denn überhaupt?“

Wir können und müssen lernen, eine Einstellung dem Leben gegenüber zu entwickeln, die geprägt ist von Offenheit, liebevollem Annehmen und Wohlwollen.